Hans Fischer lädt seinen ID.5 GTX auf
Technologie

Der neue E-Routenplaner von Volkswagen – Reisen mit dem Elektroauto leicht gemacht

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Der neue E-Routenplaner von Volkswagen – Reisen mit dem Elektroauto leicht gemacht

18.07.2023

Der Schweizer Technikblogger Hans Fischer testet regelmässig Elektroautos – und greift für die Ladeplanung von längeren Fahrten bisher auf Smartphone-Apps zurück. Wieso das beim ID.5 nicht nötig ist, schildert er in seinem Praxistest des neuen E-Routenplaners von Volkswagen.

Text und Fotos Hans Fischer (technikblog.ch)

Elektroautos haben sich in den letzten Jahren massiv weiterentwickelt. Dank stark gestiegener Reichweiten und in Kombination mit der mittlerweile gut ausgebauten Ladeinfrastruktur sind auch Langstreckenfahrten kein Problem mehr. Bei den Testfahrten für meinen Technikblog.ch nutze ich zur Planung weiter Distanzen aber meist herstellerunabhängige Smartphone-Apps, die Ladestopps und -zeiten exakt vorausberechnen. Bis jetzt. Denn im Falle der elektrischen ID. Modelle von Volkswagen ist das nicht mehr nötig, seit sie das Software-Update 3.0 erhalten haben.

Bild des e-Routenplaner des ID.5

Ein elementarer Teil dieses Update-Pakets ist der neue E-Routenplaner. Die Online-Routenberechnung im Navigationssystem erstellt für lange Strecken eine clevere Multistopp-Routenplanung, mit der das Auto möglichst schnell ans Ziel kommt. Dabei lässt das System nicht nur Echtzeit-Verkehrsdaten in die Berechnung einfliessen, sondern auch die Leistung der Ladesäulen entlang der Strecken.

Mit dem ID.5 nach Elba

Wie sich der Routenplaner von Volkswagen in der Praxis schlägt, teste ich bei einer Familienreise auf die italienische Insel Elba. Bis zur Fähre in Piombino hat der ID.5 von Würenlos exakt 681 Autobahnkilometer zurückzulegen. Dafür schlägt mir der E-Routenplaner zwei Ladestopps vor – und zwar genau die gleichen wie meine bisher genutzte Routen-App.

Nahaufnahme des e-Routenplaner des ID.5

Das Navigationssystem listet neu die geplanten Ladestopps im Detail auf, inklusive der maximalen Leistung der Ladesäulen sowie den Namen der Betreiber. Pro Stopp ist auch die Fahrzeit bis zum Ladepunkt angezeigt sowie die berechnete Ladedauer. Der E-Routenplaner peilt dabei gezielt Stationen an, die die volle Ladeleistung der ID. Modelle abrufen können – im Falle des ID.5 beträgt diese seit des Software-Updates 135 Kilowatt. Das Ziel: möglichst viel Energie in möglichst kurzer Zeit zu laden. Im Ergebnis kann das System deshalb zwei kurze Ladevorgänge mit hoher Leistung statt eines einzigen langen mit niedriger Leistung vorschlagen.

Da ich auf unserer Fahrt in den Süden sparsamer unterwegs bin, als das System zu Beginn annimmt, werden die geplanten Ladezeiten laufend angepasst. Denn auch den aktuellen Verbrauch des Fahrzeugs bezieht der E-Routenplaner in die Kalkulation mit ein. Der erste Halt folgt nach rund zweieinhalb Stunden – und wäre sowieso für einen WC-Stopp nötig geworden. Während der halbstündigen Ladezeit reicht es auch für den ersten italienischen Espresso.

Fahrer bestimmt Restreichweite

Neu am E-Routenplaner von Volkswagen ist zudem, dass der Fahrer den «State of Charge», kurz SoC, also den Ladestand des Akkus am Ziel und Zwischenziel individuell einstellen kann. So macht es bei einer Reise zu einer Unterkunft, an der das Elektroauto günstig geladen werden kann, durchaus Sinn, mit wenigen Kilometern Restreichweite anzukommen. Wenn aber wie in unserem Fall ein Fährhafen angesteuert wird und anschliessend noch die Fahrt zur Ferienwohnung zurückgelegt werden muss, schraubt man die minimale Reichweite besser hoch.

Bild der Einstellungsmöglichkeiten des e-Routenplaner des ID.5

Für Elektromobilitäts-Neulinge empfehle ich grundsätzlich, die Restreichweite auf der Route anfangs hochzuhalten – denn wer erstmals in einem Elektroauto eine lange Strecke zurücklegt, wird wohl spätestens dann nervös, wenn die Reichweitenanzeige nicht mehr dreistellig ist. Hat man mit dem elektrischen Fahren mehr Erfahrung, kann man diese aber durchaus auf 30 Kilometer reduzieren.

Neuer Lademodus schont Batterie

Ein tiefer «SoC» ermöglicht höhere Ladeleistungen und damit schnellere Ladestopps. Dabei gilt aber auch zu beachten, dass es die Hochvoltbatterie nicht schätzt, wenn sie komplett entladen oder regelmässig vollgeladen wird – idealerweise beträgt der Stand stets zwischen 5 und 80 Prozent. Dafür gibt es seit der Software 3.0 bei den ID. Modellen auch den neuen «Battery Care Mode». Er limitiert den Ladevorgang automatisch auf 80 Prozent, was die Lebensdauer der Batterie verlängert.   

Es ist übrigens auch möglich, manuell in die Ladeplanung einzugreifen. Tippt man auf dem Touchscreen einen geplanten Stopp an, zeigt das System über «weitere Ladestationen» passende Optionen in der Umgebung des ursprünglichen Vorschlags an. Wird eine neue Ladestation ausgewählt, rechnet der Routenplaner im Hintergrund die Strecke komplett neu. Der Fahrer kann zudem Filter für die Auswahl der Ladestationen hinterlegen – beispielsweise, dass nur freie Ladepunkte oder solche mit mehr als 100 Kilowatt Leistung aufgeführt werden.

Hans Fischer lädt seinen ID.5 GTX auf

Gelungenes Update für ID. Modelle

Wir halten auf unserer Reise nach sechseinhalb Stunden ein zweites Mal und laden, wie vom Auto vorgeschlagen, nochmals für rund 20 Minuten. Nach knapp achteinhalb Stunden treffen wir schliesslich am Fährhafen Piombino ein – mit genügend Energie in der Batterie des ID.5, um auch stressfrei zur Ferienwohnung zu kommen. Das Fazit für den neuen E-Routenplaner von Volkswagen fällt entsprechend positiv aus: Er hat uns die idealen Ladestopps vorgeschlagen und macht damit die vorgängige Planung von längeren Reisen obsolet. Die einfache Bedienung und Filterfunktion runden das gelungene Update für die ID. Modelle ab.

Hans Fischer schreibt seit 2010 den «technikblog.ch». Darauf beleuchtet der studierte Entwicklungsingenieur insbesondere auch Themen rund um die Elektromobilität.

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