Murat Yakin freut sich mit der Nationalmannschaft.
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«Das Fussballfeld ist für mich wie ein Schachbrett»

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«Das Fussballfeld ist für mich wie ein Schachbrett»

5. April 2022

Mit der Qualifikation für die Fussball-Weltmeisterschaften 2022 in Katar hat der neue Nati-Trainer Murat Yakin ein erstes dickes Ausrufezeichen gesetzt. Im Gespräch erläutert er seine Beziehung zu Social Media, weshalb unter ihm die Trainings öffentlich sind und was er an seinem Volkswagen Touareg schätzt.

Interview Reto Neyerlin  Fotos Keystone-SDA, SFV

Murat Yakin, wie wird man Nati-Trainer?

Indem man den nötigen Leistungs- und Erfolgsausweis mitbringt, die aktuelle Mannschaft kennt und auch den einen oder anderen Spieler bereits trainiert oder sogar entdeckt hat.

Und dann schickt man seine Bewerbung an den Fussballverband, sobald der Posten frei wird?

Eine Bewerbung habe ich nicht geschickt (lacht). Pierluigi Tami, der Direktor der Nationalmannschaft, kennt mich bestens, er kennt meine Daten und meine Art und Weise, wie ich mit den Menschen umgehe. Und das waren sicher die entscheidenden Faktoren, um mal zusammenzusitzen. Der Anruf kam aber doch überraschend, da ich zuvor einen Vertrag bei Schaffhausen in der Challenge League hatte.

Murat Yakin schaut in die Kamera
Murat Yakin steht neben anderen Fussballspielern.

War es Ihr Traum, Trainer der Nationalmannschaft zu werden?

Wenn mich jemand in meinen frühen Jahren als Klubtrainer gefragt hätte, wäre mir die Vorstellung schwergefallen. Im Klub bist Du täglich auf dem Fussballplatz und hast alle drei, vier Tage einen Match. In der Nationalmannschaft hingegen gibt es lediglich acht bis zehn Spiele pro Jahr. Es ist aber immer auch eine Frage des Zeitpunkts, jetzt passt es perfekt. Und es erfüllt mich mit grossem Stolz und Dankbarkeit, Trainer dieser Mannschaft zu sein.

Was haben Sie nach Ihrem Antritt als erstes geändert?

Vor allem Elemente im fussballtechnischen, taktischen Bereich. Die menschliche Komponente, also die Kameradschaft und der Teamgeist, war bereits sehr ausgeprägt. Bei den spielerischen Elementen hingegen wollte ich die Entwicklung weiter vorantreiben.

Schmeicheln Ihnen Bezeichnungen wie Taktikfuchs?

In all den Jahren, in denen ich Trainer bin, habe ich einige Übernamen und Titel verpasst bekommen – etwa der Magier oder der mit dem Zauberstab. Der Taktikfuchs hat zumindest etwas mit Fussball zu tun, das passt schon zu mir (lacht). Das Fussballfeld ist für mich wie ein Schachbrett: Da hast du die Gegner, die eigenen Spieler und musst dir deine Kombinationen zurechtlegen.

Was verlangen Sie von Ihren Spielern?

Einerseits den nötigen Respekt. Aber wir sind hier bei der Nationalmannschaft, da ist das selbstverständlich. Andererseits die spielerischen Qualitäten. Wie schnell sie meine Ideen umgesetzt haben, mit welcher Spielfreude, Dynamik und Intensität wir die Qualifikationsspiele in Angriff genommen haben, hat nicht nur mich gefreut, sondern auch bei den Zuschauern positive Signale ausgelöst. Man hat gesehen: Wir sind bereit, für unsere Nation alles zu geben.

Und was dürfen die Spieler von Ihnen erwarten?

Sicher eine gewisse Erfahrung, die ich mitbringe. Dann das Vertrauen, dass ich jeden Spieler respektiere und individuell beurteile. Schliesslich können sie von mir einen taktischen Plan erwarten, der uns zu unserem Ziel führt: an grossen Turnieren teilzunehmen.   

Sie haben als aktiver Fussballer 49 Nationalspiele für die Schweiz absolviert. Dennoch ist die WM im Herbst die erste für Sie …

Das ist tatsächlich speziell (lacht). Als Spieler habe ich zwei Weltmeisterschaften knapp verpasst, USA 1994 sowie Deutschland 2006, als ich nach den ersten Qualifikationsspielen aufhörte, weil es gesundheitlich nicht mehr ging. Auch an anderen Turnieren fehlte ich verletzungsbedingt. Darum ist es bei der einen Europameisterschaft 2004 in Portugal geblieben. Als Trainer darf ich es jetzt nachholen.